Neue Musik wiederholt und stellt einen inhärenten Widerspruch beständig aufs Neue dar, den man auch schon bei John Cage kritisieren konnte. Stellt man sich vordergründig zwar auf die Seite des Antielitären, des Alltäglichen, ja des Gewöhnlichen, so kann man dies doch nur durch eine Legitimierung im Abstrakten und \"Außermusikalischen\" erreichen, denn nicht alles ist schon automatisch Musik beziehungsweise Klang. Diese Wahrnehmung muss erst geschärft und vor allem geistesgeschichtlich abgesichert werden. Die Musik des Individuums eines John Cage gleichsam wie die Musik des Universums wie sie beispielsweise Charles Ives imaginierte, ist nur durch eine intellektuelle Vorarbeit zu bewerkstelligen, die sich mit dem antiautoritären und individualistischen Gestus nur mühsam und mit größer Konstruktionskunst zusammenbringen lässt. So verhält es sich auch mit den beiden Kompositionen der schwedischen Künstlerin Hanna Hartman, die sich als Grenzgang zwischen beliebigen Field Recordings und Musique Concrete präsentieren, wobei Aufnahmen des Vulkans Etna genauso auszumachen sind wie zahlreiche Aufnahmen auf Segelbooten. Konzeptionell wurde versucht, das ambivalente Verhältnis zwischen der Landschaft, also den konkreten Orten, und deren Abstraktion in Form von Landkarten klanglich umzusetzen beziehungsweise zu spiegeln. Die gegenseitige und implikative Abhängigkeit dieser Aspekte wird auf \"Longitude / Cratere\" musikalisch sozusagen auf eine Metaebene abstrahiert, wobei die Abstraktion hier etwas zu kurz kommt beziehungsweise naiv erscheint, da sie sich doch vielmehr als Analogon darstellt. So lässt einen diese Platte auch reichlich ambivalent zurück, denn weder auf klanglicher noch auf konzeptioneller Ebene will hier Euphorie aufkommen.

